Das Fextal mit seinen offenen Wiesen und Weiden, den Waldpartien und alten Häusergruppen ist eine wohl einzigartige Kulturlandschaft. Schon früh wurden die Alpflächen von Schafherden beweidet. Vor allem die Bergeller suchten in weniger stark genutzten Gegenden bessere Weideböden zu gewinnen. Der Name Fex leitet sich denn auch vom Schaf ab. Im 16. Jahrhundert lebten recht wohlhabende Bauern im Tal. Heute existieren noch vier kleinere Landwirtschaftsbetriebe, die ohne einen Nebenerwerb im touristischen Sektor nicht überleben könnten.
Grosse Bedeutung kommt dem Landschaftsschutz zu. Dass das Fextal nicht vom Bauboom der siebziger und achtziger Jahre überrollt wurde, ist einem 1954 ausgehandelten Vertrag zwischen der Gemeinde Sils/Segl i.E., dem Schweizer Heimatschutz, Pro Natura und Pro Helvetia zu verdanken. Darin wurde festgehalten, dass keine Freileitungen, Skiliftanlagen, Kabinen- und Sesselbahnen gebaut werden dürfen, und eine neue Bauordnung erliess klare Richtlinien zum Erhalt der charakteristischen Bauart der Gegend und zum Schutz des Orts- und Landschaftsbildes. Der Aus- und Umbau von Ställen und Häusern ist nur unter strikter Schonung des umliegenden Geländes gestattet. Die Wohngebäude müssen mit Steinplatten belegt werden. Nach wie vor dürfen nur die Anwohner, Handwerker, Hotelangestellte und Zulieferer ein Auto benützen. Für alle anderen gilt striktes Fahrverbot.
Es gehört zu den höchsten ganzjährig bewohnten Tälern der Schweiz. Der Sonnenhang ist wenig bewaldet, aber mit einer prächtigen Hochalpenflora bewachsen, während sich am Schattenhang ausgedehnte Arven- und Lärchenbestände weit ins Tal hineinziehen. Zusammen mit seinem unbewohnten Paralleltal, dem Val Fedoz, stösst es bis zur majestätischen Gletscherwelt zwischen Piz Fedoz und Piz Glüschaint vor.

Im Fextal scheint alles wie vor 100 Jahren zu sein, als noch keine Touristenströme das Engadin bereisten. Das vielleicht schönste Seitental des Engadins erstreckt sich 10 Kilometer weit bis zu dem Gebirgspass Fuorcla dal Chapütschin. Er trennt die Schweiz von Italien. Früher war diese Strecke ein berühmter Schmugglerweg. Steinschlag, Unwetter und Lawinen waren die größten Feinde der Schmuggler. Wer über den Pass wollte, zündete zuerst in der kleinen Kapelle in Crasta eine Kerze an. Heute leben im Fextal gerade einmal 100 Menschen.